Jeder Anfang ist schwer, so auch bei mir wenn es um Naturismus geht. Obwohl ich selbst schon immer gerne ohne Kleidung rumgelaufen bin, wenn ich alleine war. Ging ich davon aus dass dies doch in Deutschland mit der Ausnahme von ausgewiesenen Plätzen wie FKK-Strände generell verboten ist. Da ich selber nicht gerade eine sportliche Figur habe, kam dazu noch der Punkt, was eventuell andere Personen über mich oder mein Aussehen denken. Und die Angst was Personen denken, sollte mein Körper doch mal ungewollt reagieren in gewissen Zonen.
Als ich dann im Sommer 2023 etwas Zeit hatte, kam ich auf die Idee einige Recherchen im Internet anzustellen. Dabei bin ich per Zufall auf die Webseite GetNakedGermany.de gestoßen. Dort habe ich zum ersten mal etwas über Body Positivity gelesen. Und dass es bei Naturisten nicht auf das Aussehen, sondern auf den Menschen ankommt. Dies hat mich dazu veranlasst mich weiter mit der Materie zu befassen.
Eintauchen in die Community
Bei meiner weiteren Recherche zum Thema Naturismus, bin ich dann auf Webseiten, Blogs und ein Forum gestoßen. Am meisten hat mich am Anfang die Beiträge vom Blog Nackt-Leben.com eingefangen. Der Autor dieses Blogs versucht so viel wie möglich Nackt zu erleben. Seine Erfahrungen und Eindrücke schildert er dann auf seinem Blog und in einer Telegram Gruppe. Vor allem sein Bericht über Fuerteventura war eine interessante Einsicht für mich.
Bei meiner weiteren Recherche bin ich dann noch auf Seiten wie Natury.de so wie auf das Forum FKK-Freunde.info gestoßen. Im Forum selber habe ich mich dann auch registriert und viele Beiträge gelesen. Was mir im gesamten dann die Augen geöffnet hat, dass Naturismus nicht verboten ist, wenn man sich an Regeln hält. Natürlich sollte man ein Forum immer vorsichtig betrachten und Informationen selbst validieren wenn möglich. Aber die vielen Erfahrungsberichte von Reisen und Wanderungen die Abseits von ausgewiesenen FKK-Zonen statt fanden. Waren ein kleiner Boost für mich.
Die ersten Selbstversuche alleine
Nachdem ich mich eingehend über das Thema Naturismus belesen habe, wollte ich es natürlich auch zeitnah selbst ausprobieren. Doch wo war hier die Frage, da ich selber kein Auto oder Führerschein besitze. Zum Glück lebe ich in einer etwas ländlicheren Gegend, wo aber auf der anderen Seite, viele Menschen gerne Wandern. So suchte ich einen Weg, der Abseits ist und wo im Idealfall nicht viele Personen wandern. Weil gerade da ich es Ortsnah mache, war eine zusätzliche Angst dabei. Was ist wenn ich jemanden Treffe der Mich oder meine Familie kennt.
Nach eingehendem Studium von Google-Maps und der App Komoot, habe ich dann einen kleinen Wanderweg für mich auserkoren. So machte ich mich dann auf den Weg und als ich dann meinen Startpunkt erreichte, von dem aus ich im Adams-Kostüm weitergehen wollte, pochte mein Herz. Noch immer war das Gefühl da, dass ich etwas verbotenes mache so wie die Angst, dass ich jemanden Treffe den ich kenne.
Ich ging erst noch etwas weiter den Weg entlang und schaute mich um, ich stellte dabei sicher dass mich auch niemand sehen konnte. Es fühlte sich noch immer Verboten für mich an. Doch da es warm war, faste ich mir ein Herz und zog erst mein T-Shirt aus. Ich blickte nochmal unsicher rum und zog dann auch noch meine Hose und Unterhose aus. Da war ich nun, auf einem Waldweg alleine und nackt, so wie Gott mich schuf. Ich packte das T-Shirt in meinen Rucksack, meine Hose klemmte ich jedoch unter einen Halteriemen. Ich wollte die Option haben, die Hose bei bedarf schnell wieder anziehen zu können.
Nackt alleine in der Natur

Nun da ich Nackt war, konnte ich den Weg weiter beschreiten. Mit jedem weiteren Schritt viel es mir etwas leichter. Doch ein wenig blieb die ungewisse Angst erhalten. Was ist wenn mich jemand sieht, wie werden die Personen dann reagieren? Nach dem ich etwa 1 Stunde gewandert bin, kam ein älterer Herr von hinten der beim Joggen war. Er lief an mir vorbei ohne mich groß zu beachten und grüßte nur freundlich, was ich erwiderte. Es war eine positive Begegnung die mir dann doch wieder etwas mehr Selbstvertrauen gegeben hat.
Ich lief den Weg weiter und nach einiger Zeit bemerkte ich ein Radfahrer Pärchen, Sie hatten mich bemerkt aber im ersten Moment nicht direkt beachtet. Ich wählte einen Weg der mich nicht auf Konfrontation brachte, doch ich schaute kurz um und sah, dass das Pärchen kurz angehalten hatte und mir verwundert nachgeschaut haben. Nachdem ich dann im ganzen 8 Kilometer nackt zurückgelegt habe, kam meine erste Wanderung langsam zum Ende.
Am Ende von meiner Wanderung viel es mir nicht gerade leicht, wieder Kleidung anzulegen. Das befreiende Gefühlt in der Natur nackt herumzuwandern, war einfach befreiend. Doch ich musste ja auch irgendwie wieder nach Hause kommen. Also zog mich wieder an und machte mich auf den Weg nach Hause. Alles in allem war mein erster Ausflug positiv und ich wollte mehr.
Der Naturismus hat mich gepackt
Kaum Zuhause angekommen, schaute ich wann ich meine nächste Wanderung unternehmen kann. Ich nahm als Grundlage meinen ersten Wanderweg und versuchte Ihn zu verlängern, was mir auch gelungen ist. Es dauerte nicht lange bis meine Planung stand und ich den nächsten Termin ausgemacht habe. Aufgrund meiner Arbeit bleibt mir da leider nur ein Tag in der Woche. Am Wochenende war mir die Gefahr dann doch zu groß, vermehrt auf Wanderer zu treffen.
Nicht mal eine Woche später machte ich mich dann auf meine zweite Wanderung. Die Vorfreude war groß und ich konnte es kaum erwarten den Punkt zu erreichen, wo ich mich meiner Kleidung entledigen kann. Meine Hose behielt ich aber auch diesmal wieder griffbereit auf meinem Rucksack. Und so wanderte ich drauf los und ich versuchte den Weg trotz Vorplanung direkt zu erweitern. Mit dem Handy und Google-Maps/Komoot war es auch relativ einfach.
Diesmal dauerte mein Spaziergang insgesamt 6 Stunden, zwischendurch gab es auch mal den ein oder anderen warmen Sommerschauer. Aber das hat mich nicht gestört, im Gegenteil, war der warme Regenschauer ein angenehmes Gefühl auf der nackten Haut. Aber auch bei dieser Wanderung, musste einmal enden. Sie viel mir dieses mal leichter und ich hatte keine Begegnungen mit anderen Personen. Was die Wanderung für mich noch angenehmer machte.
Meine Zukunft als neuer Naturist
Da es für mich ein komplett neues positives Lebensgefühl ist, möchte ich natürlich in Zukunft viel mehr erleben. Daher plane ich in Zukunft soweit es mir möglich ist. Reisen wie nach Fuerteventura oder Lanzarote. Und natürlich suche ich weitere Wanderwege in meiner Umgebung, wo ich dem Naturismus nachgehen kann, ohne andere Menschen zu belästigen. Das ist auch der Grund, weshalb ich diesen Blog gestartet habe. Um meine Erfahrungen die ich erlebe, so wie meine Ängste und Bedenken mit euch zu teilen.
Auch habe ich, um etwas weiter über den Tellerrand zu schauen. Die Zeitschrift H&E Naturist in digitaler Form abonniert. Auch diese Zeitschrift hilft mir bei der Planung und dem Aufbau von Selbstvertrauen. Weil gerade in dieser Zeitschrift sieht man aus meiner Sicht sehr deutlich, dass es beim Naturismus auf den Menschen ankommt und weniger darauf wie man aussieht.
Auch wenn ich aktuell meine Gehversuche soweit wie möglich alleine zu bewältigen. Möchte ich natürlich auch irgendwann mich mit gleichgesinnten Treffen. Dabei ist mir eine kleine persönliche Gruppe aktuell noch lieber, als eine große. Weil trotz meiner Fortschritte und meinem Wunsch, mehr Nacktivitäten zu unternehmen. Habe ich doch noch etwas Body Shaming. Auch gewisse Ängste die ich noch habe lassen sich nicht einfach abstellen.
Meine Ängste bei naturistischen Aktivitäten
Auch wenn ich durch das Forum und Kontakte mit anderen Naturisten, durchweg positive Erfahrungen gemacht habe. Gibt es Situationen vor denen ich Angst habe, sollten Sie mal passieren. Darunter zählt auch die Angst, dass sich mal etwas in der unteren regt, sollte ich mal in einer größeren Gruppe sein. Auch wenn ich hier mitunter sogar vom weiblichen Geschlecht nur positives gehört habe. Und aussagen dass ich mir hier keine Gedanken machen soll und es eher als Kompliment aufgefasst wird und natürlich ist. Hoffe ich doch dass es mir nicht passiert.
Andere Ängste sind Konfrontationen mit Menschen, die etwas konservative denken. Dabei glaube ich selber, dass gerade wenn man als Mann den Naturismus alleine betreibt. Die Gefahr größer ist, dass dritte es eher als Exhibitionismus auslegen. Hier fehlt mir halt aktuell selber noch das Selbstbewusstsein, damit umzugehen.
Aber die Ängste werden durch das positive Gefühl, dass ich beim nackt sein habe, überwogen. Daher ist es für mich der Weg, den ich in Zukunft gehen möchte. Und wo ich euch natürlich mitnehme. Und ich hoffe, solltest Du der das liest es auch mal gerne versuchen, aber traust es dich nicht. Kann ich dir nur sagen, mach es einfach! Solltest Du dich nicht alleine trauen, such dir eine Gruppe von Gleichgesinnten. Solltest du aus Mittelhessen kommen, könnte man eventuell auch mal was gemeinsam unternehmen.